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Das Nehmen der Eltern

Viele Erwachsene hätten sich ihre Eltern anders gewünscht und machen ihnen innerlich oder offen Vorwürfe, was sie alles falsch gemacht haben. Diese Vorwürfe begleiten sie dann oft bis ins hohe Alter und sogar über den Tod der Eltern hinaus.

Hinter Depressionen, beruflichen Problemen, hinter Ehekonflikten und Schwierigkeiten mit den eigenen Kindern kann das Nicht-Versöhnt-Sein mit dem eigenen Vater oder der eigenen Mutter stehen. Erwachsene, die sich von ihren Eltern abwenden, sie verachten, sich über sie erheben und ihnen Vorwürfe machen, wo sie als Eltern “versagt” haben, schaden sich damit selber. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Wer seine Eltern verachtet, lehnt sich damit zugleich selber ab, denn jeder Mensch ist zu einem Teil sein Vater und seine Mutter.

Deshalb ist es auch für ein Kind verheerend, wenn die Mutter den Vater schlecht macht, oder umgekehrt. Dadurch fühlt sich das Kind in dem Teil, in dem es der abgelehnte Elternteil ist, selbst abgelehnt.

Das Annehmen der Eltern, so wie sie sind, ohne Vorbehalt, das ist der zentrale Vorgang bei der Lösung von Verstrickungen und der Hinwendung zu einem vollen Leben. Individuation, die Ablösung von den Eltern, kann nur gelingen “in Liebe”, d.h. wenn das, was jemand bekommen hat, gewürdigt wird. Wenn sich viel Schweres angehäuft hat zwischen dem Vater oder der Mutter und dem Kind, dann sind die inneren Schritte hin zum Vater oder zur Mutter manchmal sehr schmerzhaft und mühevoll. Doch wenn sie gelingen, sind große Lasten wie weggeblasen.


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